Permanente Überschreitung Permanente Überschreitung 31/12/2023 Werner Schneider Zierenberg/Habichtswald – „Unser Standpunkt bleibt: Wer Autobahnen baut, muss auch für Lärmschutz sorgen“, bekräftigt Wilfried Appel, Sprecher der Bürgerinitiative Lärmschutz Zierenberg Habichtswald (BI). Anfang 2023 konnte die Initiative einen Mini-Erfolg verzeichnen: Die Autobahn GmbH beschränkte das Tempo bei Burghasungen bereits vor dem 100er-Limit auf 120 km/h. Doch wie Messungen gezeigt haben, hat das am Verkehrslärm kaum etwas geändert.Für Verärgerung sorgt bei der Initiative, dass die Autobahn GmbH in ihren Augen die Auslösewerte für Lärmsanierung missachtet. Die im Bundeshaushalt für die Lärmsanierung an Straßen in der Baulast des Bundes festgelegten Auslösewerte betragen laut dem Hessischen Wirtschaftsministerium seit dem 1. August 2020 für reine beziehungsweise allgemeine Wohngebiete 64 Dezibel (dB(A)) am Tag und 54 Dezibel in der Nacht sowie für Dorf-, Kern- und Mischgebiete 66 Dezibel am Tag und 56 Dezibel in der Nacht.„Die installierten Lärmmessboxen in Zierenberg und Habichtswald ergaben für das Jahr 2022 signifikante und permanente Überschreitungen dieser neuen, verbindlichen Werte“, moniert Appel. Eine endgültige und detaillierte Auswertung werde noch erfolgen. In Burghasungen (Brunnenstraße) wurde etwa an einer Messstation ein mittlerer Tageswert von 74 Dezibel festgestellt, erlaubt sind 64 Dezibel. „Der gemittelte Nachtwert überschreitet die gesetzlichen Vorgaben um 18 Dezibel“, ärgert sich der BI-Sprecher.Die Bürgerinitiative hat entlang der Autobahn 44 Lärmmessboxen installiert, deren Aufzeichnungen sie im Internet transparent macht. „Interessierte können sich über unsere Dashboard-Darstellungen genauer informieren“, erklärt Appel. „Derzeit arbeiten wir daran, in Burghasungen, Habichtswald und Friedrichsaue neue Lärm-Konfliktpunkte zu ermitteln und dementsprechend die Lärmmessboxen an neue Standorte zu installieren.“stations-bi-lzh.deVernetzungDie BI zeige sich solidarisch mit anderen Verkehrslärm-Geplagten. „Im Juli 2023 unterstützten wir mit der BI durch unsere Teilnahme eine Aktion der Bürgerinitiative „Lärmschutz an der A 7“ in Guxhagen.“, so Appel. Längst hätte dort aktiver Lärmschutz vorgenommen werden sollen, doch die Maßnahme sei auf 2027 verschoben. Die BI beklagt, dass letztlich mangelnde finanzielle Ressourcen immer dann ins Feld geführt würden, wenn die Politik die gesundheitsgefährdende Situation zwar erkannt habe, sich aber außerstande sehe, etwas dagegen zu unternehmen.ForderungenAn ihren Forderung hält die BI daher fest: Erstens müsse dem Schutz vor Verkehrslärm eine höhere Priorität eingeräumt werden. „Nachhaltige Mobilität und Lärmschutz gehen Hand in Hand“, findet BI-Sprecher Appel. Zweitens sollten die gesetzlichen Bestimmungen zum Lärmschutz für den Neu- und Ausbau von Straßen- und Schienenwegen um verhältnismäßige fachrechtliche Regelungen für bestehende Straßen- und Schienenwege ergänzt werden.Drittens mangele es insbesondere an verbindlichen und konsistenten Schwellenwerten, die am Gesundheitsschutz der Bevölkerung ausgerichtet sind. „Schon die Verankerung der Schwellenwerte 65 Dezibel bei Tag und 55 Dezibel bei Nacht würde die Gesundheitsrisiken nach einhelliger Meinung der Lärmwirkungsforschung deutlich absenken.“Viertens sollten die Hürden für Geschwindigkeitsbeschränkungen aus Gründen des Lärmschutzes bei straßenverkehrsrechtlichen Maßnahmen herabgesetzt werden.Treffen im JanuarDie BI steht weiter in Kontakt mit der Politik. So ist voraussichtlich für Samstag, 27. Januar ab circa 9.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Burghasungen ein Treffen geplant, an dem der SPD-Landtagsabgeordnete Oliver Ulloth und die SPD-Bundestagsabgeordnete Esther Dilcher teilnehmen werden. „Wir werden uns vor Ort treffen und bei einem gemeinsamen Dorfrundgang die bedeutendsten Lärm-Konfliktpunkte aufzeigen“, sagt Appel.Quellenangabe: Wolfhager Allgemeine vom 29.12.2023, Seite 10